Donnerstag, 28. Mai 2009

23.5.09 Chatuchak

Heute war ein Ausflug in den grossen Wochenendmark Chatukak im Norden der Stadt fällig. Dieses Labyrinth aus kleinen, überdachten Geschäften und Marktständen bietet eine überwältigte Vielfalt an Waren an. Das Angebot reicht von Second-Hand Kravatten bis zu schweren Brunnenfiguren.



Nach einer halben Stunde wollte ich mich bereits zurück ziehen. Wir Kerle sind einfach nicht dazu geschaffen, ewig an Ständen mit Frauenkleidern in Kindergrösse vorbei zu laufen. Doch dann geriet ich in die Handwerkerabteilung, zu den Haustieren, Duftständen und fand sogar eine hübsche Hose in meiner Grösse und einen edlen Ledergurt zu unverschämt tiefem Preis (ob er wirklich aus Leder ist, kann ich allerdings nicht mit Sicherheit sagen). So verstrichen drei weitere Stunden, bis ich – nach längerem Suchen und wiederholten Fragen – wieder zum Ausgang zurück fand.

Was ich in der Heimtierabteilung sah, könnte einem übrigens die Freude an der Terraristik verleiden lassen. Angesichts der haarsträubenden Behandlung der teilweise geschützten Tiere, welche hier feil geboten werden, sollte die Schweizer Tierschutzfront hier einmal eine Aktion durchführen. Ich machte zwei Photos für den Terraristikkurs, den ich im nächsten Schuljahr durchführen darf und verliess ich diesen Sektor rasch wieder, weil das Interesse der Touristen an diesen Ständen andere Geschäfte zur Nachahmung animieren kann.


Am Nachmittag suchte ich lange nach einem günstigen Internet-Kaffee und einem Massagesalon, in welchem preiswerte traditionelle Thaimassage angeboten wird. Dabei geriet ich auch in den Fitnesstempel von True Spa und sah dort eine Tafel, auf welcher eine einmonatige Mitgliedschaft mit Zugang zu den Fitnessräumen inklusive 4 Massagen und Yogakurs für 1000 Baht angeboten wird. Nach einem Beratungsgespräch mit einer hübschen und sehr freundlichen Dame, legte ich den geforderten Betrag auf den Tisch und machte meine Unterschrift unter den hingehaltenen Vertrag.

Natürlich erfuhr ich die Tücken des Angebots erst danach. Die Massagegutscheine reichen für 4 halbstündige Fussmassagen. Anmeldung am Vortag. Weitere Massagen sind ab 2000 (!) Baht erhältlich. Aber dafür erhalte ich gratis eine Instruktion für den Fitnessbereich, welche ich gleich auf Sonntag morgens um 8 Uhr buchte.

Weil im Fitnessbereich Sportkleidung obligatorisch ist, musste ich noch rasch ein Paar Turnschuhe kaufen. Samstag Abend um halb neun – da drängen sich die grossen Zentren beim Siam Square auf. Im Paragon wurde ich auch wirklich fündig. Dank 50% Rabatt wegen Ausverkauf erhielt ich für 2600 Baht (Wochenlohn eines Fabrikarbeiters) ein feines Paar Marken-Turnschuhe.

WARNUNG: Der nächste Abschnitt kann ihre religiösen Gefühle verletzen. Entscheiden sie bitte vor der Lektüre, ob sie sich das antun wollen.

Abends im Bett überkam mich eine mächtige Welle Traurigkeit. Diese Welt ist unheimlich ungerecht. Und wenn es einen Gott gibt – was ich für sehr unwahrscheinlich halte – dann möchte ich ihm lieber nicht über den Weg laufen, denn wer hinschaut sieht, dass „sein“ Werk nicht gut ist. Bloss weil ich in der Schweiz geboren wurde, etwas Glück hatte und ein paar mal die richtigen Entscheidungen traf, habe ich all diese Möglichkeiten, kann mich fast jederzeit in klimatisierte Räume zurückziehen und werde im Ernstfall in die sichere Heimat evakuiert und dort notfalls für den Rest meines Lebens fürsorglich gepflegt. Und weshalb muss dann nebenan ein Mensch mit abgefaulten Fingern bettelnd am Strassenrand liegen? Und warum erhalten die Wanderarbeiter dort drüben für über zwölf Stunden Arbeit pro Tag, sieben Tage pro Woche weniger Geld, als ich heute ausgegeben habe? OK – tief durchatmen, lächeln und weiter gehen. Vielleicht kann ich ja meinen kleinen Beitrag für eine gerechtere Welt noch leisten.

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