Freitag, 1. Mai 2009

30.4.09 Easy rider

Nach wenigen Stunden Nachtruhe roehrten bereits um funf Uhr wieder die ersten Fischerboote und bald musste auch die Moschee wieder ihre Botschaft vom richtigen Glauben heraus posaunen.

Derweil bestimmte ich ein paar weitere Vogelarten und goennte meinem knurrenden Magen einen Kafee und eine Cola im Restaurant neben meinem Beobachtungsturm.

Danach fuhr ich los Richtung Norden. Auf der Suche nach einem weiteren Beobachtungsturm machte ich grosse Umwege, die mich teilweise auf sandige Pisten fuehrten. Zum Glueck fand ich immer wieder rechtzeitig eine Tankstelle und manchmal auch jemanden, der mir den richtigen Weg wies.



Die Landschaft, welche ich dabei durchquerte, ist atemberaubend und haette sicher viel mehr geboten, als ich entdecken konnte. Aber die Sonne brannte so erbarmungslos auf meine schmerzenden Handruecken und mein Gesicht (alles andere hatte ich mit Textilien abgedeckt), dass ich mit zunehmender Ungeduld und teilweise ueber 80 km/h Richtung Thale Noi Marine Bird Sanctuary bretterte.




Dort goennte ich mir eine weitere Cola und ein paar verpackte Nuesse. Mehr traute ich meinem Magen gerade nicht zu. Das Naturschutzzentrum besteht aus einem gewagten Labyrinth aus befahrbaren Betonstegen, die zum Besuchszentrum, Beobachtungsbunker und Unterkuenften fueren. Einige Haeuser befinden sich noch im Rohbau. Ein Steg wurde gerade geraeuschvoll demontiert und aus dem Restaurant plaerrte laute Karaokemusik.



Weil ich voellig verschwitzt war und keine Lust auf die lange Heimfahrt hatte, erkundigte ich mich am Informationsschalter nach einer Uebernachtungsmoeglichkeit. Zu meinem Erstaunen forderte man mich auf, den Preis zu nennen, der mir eine Uebernachtung wert sei. Etwas verdattert bot ich 400 Baht. Leider entschieden die vier anwesenden Beamten, dass die Unterkuenfte heute ausgebucht seien. Immerhin drueckte man mir einen Stapel Broschueren in die Hand und forderte mich auf, das naechste mal vorgaengig zu rerservieren.

Ich bestimmte noch eine Weile lang Voegel unter anderem meinen ersten Raubvogel in
thailand (Brahminy kite, Haliastur indus) und machte mich dann auf die 120 km. lange Rueckfahrt.

29.4.09 Der Kampf der Lautsprecher

Heute Morgen stand ich bereits in der Daemmerung auf und fuhr nach einem kleinen Fruestueck auf den Hausberg von Hat Yai. Motorlos minunter rollend, uebte ich mich im Bestimmen der Piepmaetze, die ich mit meinem Feldstecher erspaehen konnte. Das Photo zeigt einen Blick auf Hat Yai mit dem Universitaetsgelaende im Voerdergrund.


Danach liess ich mich wieder einmal im Buero blicken. Dort berichtete ich von meinen Entdeckungsreisen, liess mir beim Bestimmen der fotographierten Amphibien und Schildkroeten helfen und nutzte den Internetanschluss zum Beantworten einiger E-Mails. Ausserdem erfuhr ich, dass die naechste Exkursion erst am Montag startet und dass Sansareeya, von der ich mehr ueber die Projekte zum Schutz der Meeresschildkroeten erfahren wollte, fuer einen Monat Richtung Serbien abgerereist ist.

Nach dem Mittagessen machte ich mich zu einer Fahrt ans Meer und zu den Beobachtungsposten an den grossen Seen im Norden von Hat Yai auf.
Nach ein paar Dutzend Kilometern zwang mich die Mittagshitze zu einer laengeren Mittagspause in einem Unterstand direkt am. Ich goennte mir ein Bad im lauwarmen Wasser und ein ausgiebiges Nickerchen.


Am Nachmittag fuhr ich weiter zum Khu Khuit Marine Bird Sanctuary. Dort richtete ich mich auf dem Beobachtungsturm unter meinem Moskitonetz fuer eine Uebernachtung ein. Bis zum Einbruch der Dunkelheit, beobachtete ich das Treiben im Uferbereich des Thale Luang. Ganze Schwaerme von Reihern bezogen ihre Schlafplaetze auf den Baeumen. Ein halbes Dutzen Fischerbote knatterten mit ohrenbbetaeubendem Laerm durch das Wasser und ein junges Paerchen gab nach einer Stunde die Hoffnung auf, dass sich der laestige Farang endlich verzieht.

Was dann folgte ist wohl eine typische thailaendische Geschichte. In einer atemberaubend schoenen Landschaft, begann der Lautsprecher der benachbarten Moschee zu heulen. Wenig spaeter hielt der Lautsprecher des gegen ueber liegenden Wat (buddhistischer Tempel) dagegen zu halten und bald kamen noch die Lautsprecher einer Band dazu, die bis in die tiefe nacht hinein etwas monoton zu irgend einem Fest aufspielte.

28.4.09 Blutsauger

Auf Anraten von Sara fuhr ich heute zum Wasserfall Ton Nga Chang im gleichnamigen Wildreservat. Bereits um 8 Uhr passierte ich den eingang in das Reservat. Die Beamten an der Sperre hatten wohl den Humor mit Loeffeln gegessen und wollten mir 200 Baht Eintritt abknoepfen. Als ich bereits wieder umkehren wollte, erklaerten sie mir mit einem breiten Grinsen, dass ich das Gebiet natuerlich wie alle kostenlos betreten duerfe.



Ich parkierte mein Motorrad beim Besucherzentrum und photographierte die ueblichen Informationstafeln und ein Relief des Gebietes. Angeblich soll es hier noch Tapire geben.
Dann machte ich mich an den Aufstieg zu den insgesammt 7 Stufen. Zu meiner grossen Freude, schafften es die wenigen Touristen nur bis Stufe 2. Danach war ich ganz alleine. Von Stufe zu Stufe wurde die Landschaft wilder und schoener und als sich der Trampelpfad schliesslich verlor, kaempfte ich mich mit dem Gefuehl eines grossen Entdeckers durch das dichte Unterholz weiter. Wenn mir von Zeit zu Zeit der Geruch von Raubkatzen in die Nase stieg, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich nun darueber freuen soll, so weit in die Wildnis vorgedrungen zu sein oder ob es nicht doch etwas leichtsinnig sei, sich unbewaffnet in das Revier eines Jaegers unbekannter Groesse zu begeben.



Bei einem Bad im glasklaren Bach entdeckte ich jedoch, dass mich schon ganz andere Jaeger gefunden hatten. Ein halbes Dutzend Blutegel delektierten sich schon genuesslich an meinen Beinen und liess sich nur ungern davon entfernen. Ich hatte seit langem wieder einmal das zweifelhafte Vergnuegen, fasziniert zu beobachten, wie lange das gerninnungshemmende Mittel im Speichel dieser Tiere den Blutfluss aus den kleinen Bisswunden aufrecht erhielt.



Auf dem Rueckweg entdeckte ich einen mit kleinen Fruechten behangenen Baum, der fleissig von mehreren bunten Vogelarten besucht wurde. Ich nutzte die Gelegenheit, meine ornithologischen Kenntnisse zu erweitern ausgiebig.

Zurueck in Hat Yai goennte ich mir wieder einmal eine Thai Massage. Allerdings muste ich beim Umziehen feststellen, dass meine Beine wieder blutverschmiert waren, weshalb ich mich fuer eine Notwaesche in die Toilette verzog.

Waehrend die geuebte Masseuse gerade meine Wirbelsaele zum Knirschen brachte, uebte ich mich in thailaendischer Konversation. Dabei fragte sie mich, ob ich auch noch eine Ping-Pong Massage moechte. In der Annahme, dass dies eine besonders lustiges Klopfen auf dem Ruecken sei, beantwortete ich diese Frage mit einem freundlichen Kopfnicken. Erst als ich aufgefordert wurde, mir fuer die bestellte Spezialmassage die Hose aus zu ziehen, bemerkte ich meinen Fauxpas und bekannte beschaehmt, dass ich nicht wusste, was eine Pingpong-Massage sei und eigentlich gar nicht an dieser Behandlung interessiert bin. Unter den spoettischen Blicken der Belegschaft, die sich sicher noch koestlich ueber diesen Frischling amuesiert hat, verliess ich wenig spaeter den Salon.

27.4.09 Die Suenden der Moenche

Offenbar sind momentan alle Biologen mit Bueroarbeiten beschaeftigt oder im Ausland. Um mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten, beschloss ich ein Motorrad zu mieten und mit vollem Wissen ueber die damit verbundenen Gefahren den Sueden zu erfahren.

Ich organisierte die Telefonnummer eines Geschaeftes, das Motorraeder vermietet und liess eine Kollegin einen Mietpreis aushandeln. Mit 200 Baht pro Tag kam ich zwar schlecht weg, mangels Alternativen liess ich mich von einem Motorradtaxi zu besagtem Geschaeft fahren. Obwohl der Fahrer versichert hatte, dass er das Geschaeft kenne, brauchte er einige Umwege und 2 Anrufe mit meinem Hady, bis er mich zum gewuenschten Ort brachte. Dank hartnaeckigem Feilschen erhielt ich schliesslich ein etwas betagtes, dafuer leistungsfaehiges Gefaehrt fuer 180 Baht pro Tag. Pushpa meinte zwar, fuer diesen Preis haette ich die Rostbeule gleich kaufen koennen, aber ich sah keine Alternative.

Nachdem der erste Platzregen seit meiner Ankunft vorbei war, startete ich mein Feuerross, um auf Umwegen an den Strand von Songkla zu gelangen. Ueber einsame Nebenstrassen durch gruene Landschaften knatternd ueberkam mich eine kribblendes Gefuehl tiefer Freude, welches vom rebellierenden Oekogewissen kaum getruebt wurde.


2 Stunden und 80 km spaeter erreichte ich gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang den Strand von Songkla. Dart setzte eich mich auf eine Treppenstufe, genoss die tolle Stimmung und schaute dem Trieben der ausschliesslich asiatischen Touristen zu.



Mitten in diesem Frieden setzte sich ein junger Thailaender neben mich und begann hoeflich aber unerbittlich, mich auf englisch zu zu texten. angeblich lernt er an einer Hochschule in Bangkok Englisch, ist im benachbarten Hotel seit kurzem barkeaper und wohnt als Schueler bei einem Moench. Weil ich freundlich auf seine Konversation einging begann er mir die Regeln des Buddhismus zu erlaeutern. Als Schueler muss er offenbar nur 5 Regeln beachten (nicht toeten, nicht luegen, nicht stehlen, keinen ausserehelichen Sex und kein Alkohol) Verstoesse gegen diese Regeln ñ er trank gerade ein Dosenbier - koennen durch ein klaerendes Gespraech mit dem Lehrer gesuehnt werden.

Wesentlich drastischer sind offenbar die Vorgaben fuer Moenche. diese muessen rund ein Dutzend (habe die genaue Anzahl vergessen) Regeln einhalten. wobei es unterschiedliche Hierarchien gibt. Verstoesse gegen die fuenf wichtigsten Regeln (u. a. Mord) werden durch Ausschluss aus dem Orden geahndet. Eine weitere Gruppe Regeln (u. a. Selbstbefriedigung) muss durch eine 7 taegige Busse gesuehnt werden. Beginnt die Suehne nicht spaetestens zwei Tage nach dem Vergehen, erhoeht sich die Dauer pro Tag Verspaetung um eine weitere Woche.
Nach weiteren Erlaeuterungen ueber die Lehren Buddhas folgte eine Einladung in den Tempel zu seinem Lehrer. Ich koenne dort auch gratis uebernachten. ausserdem kenne er guenstige Guesthouses ..

Da mir der Typ etwas suspekt und eine Spur zu aufdringlich war, wies ich auf die fortgeschrittene Daemmerung und den vor mir liegenden Heimweg nach Hat Yai hin. Anstandshalber und aus Neugierde, brachte ich ihn noch zum Tempel, in dem er angeblich wohnt und versprach, ihm anzurufen, wenn ich wieder in Songkla sein sollte.
Fuer den Heimweg nutzte ich die Schnellstrasse. Dies fuert an einem grossen Einkaufszentrum (Big C) vorbei, in dem ich auf der suche nach proteinhaltigem und keimarmem Futter einen Zwischenhalt einlegte. Darauf folgte eine laengere Irrfahrt durch die Stadt, bis ich endlich meine Unterkunft erreichte.

Sonntag, 26. April 2009

23. – 26.4.09 Summercamp

Wow – die zweite Woche in Thailand ist schon vorbei! Ich habe mich prächtig erholt. Geniesse mein eigenes Zimmer, in das ich mich jederzeit zurückziehen kann. Es ist mit Klimaanlage und Dusche ausgeruestet. Eine Kueche brauche ich nicht. Denn direkt vor dem haus wird mehr Futter angeboten als ich meinem verwoehnten Magen zutraue.


Das Büro meiner Gruppe erreiche ich durch einen kleinem Durchgang in einem sonst geschlossenen Tor des Campus. Dann muss ich einen Kontrollposten passieren und ca. 500 m weit laufen.

Donnerstag nutzte ich zum Auskundschaften meiner Umgebung und dem Uebersetzen des Proramms fuer die folgenden Tage.

Freitag bis Sonntag nahm ich am Sommercamp des Naturkunde-Museums statt.



Während diesen drei Tagen kümmerte sich ein Grossteil der Biologischen Fakultät um gut 50 Schuelerinnen und Schueler aus der Umgebung. Thema war die Biodiversität des „Schwanenhalses“ eines bewaldeten Huegelzuges neben Hat Yai.

Die Kinder sollten die Vielfalt der dort lebenden Organismen kennen und schätzen lernen, um die Idee, dass diese erhalten bleiben soll, in der lokalen Bevölkerung zu streuen. Von Morgen 7.30 bis Abends 21.00 wurden die 12-14 jährigen Kinder und eine Gruppe etwas älterer Studierender – diese trugen zwar hellgruene T-Shirts mit der Aufschrift „Staff“, schienen aber oft nicht viel mehr zu wissen als die Kinder – mit Vortägen und Exkursionen auf Trab gehalten.



Die Higlights waren:
Besichtigen eines etwa 1 km langen Pfades durch den Wald direkt neben dem Campus. Bevor es los ging mussten wir jedoch eine halbe Stunde warten, weil der Busfahrer seinen Schluessel verlegt hatte.


Entomologische Bestandesaufnahme: Der Entomologieprofessor persoenlich zeigte den Kindern und den Studierenden, wie man mit einem Kescher umgeht. Im kleinen Baechlein wurde Bioindikation mit wirbellosen Wassertieren geuebt.
Ornithologische Exkursion: Auf dem Campusgelände wurden während der Exkursion knapp 20 Vogelarten bestimmt.



Ich sah jedoch nur sechs davon, weil ich mich fast die ganze Zeit mit Sansareeya unterhielt. Diese kleine, huebsche Frau (s. unten) entpuppte sich als Professorin fuer Reptilien und Amphibien. Sie hat lange fuer die Meeresschildkröten bei Phuket gekaempft und hat nun -frustriert ueber die Untaetigkeit der korrupten Behoerden - in die Erforschung der Amphibien gewechselt. Obwohl sie mit 1.50 m auch fuer thailaendische Verhältnisse recht klein ist – ihre Mutter gab ihr den Uebernamen schrumpelige Rosine – und einen freundlichen Umgang pflegt, scheinen sie ihre Studenten zu fuerchten.




Amphibieneskursion am Abend: wir entdeckten Schlangenartige beinlose Blindwuehlen, kleine Kröten und Frösche und zwei verschiedene Wasserschildkroeten. Die zweite Wasserschildkroete stammte jedoch nicht aus dem besuchten Bach sondern wurde heimlich auf die Exkursion mit genommen.


Wanderung ueber den Huegelzug: In kleinen Gruppen wurden die Schueler durch einen gut 3 km. langen Pfad gefuehrt, welcherder Krete des Huegelzuges folgt. Dabei lief jeweils in Biologe voraus und machte alle paar Meter einen Stopp, um den vordersten Schuelern etwas zu zeigen, waehrend die Hinteren einen grossteil der Erlaeuterungen nicht mit bekamen.



Abends machte ich mich jeweils mit dem beruechtigten Nachtleben von Hat Yai vertrauter. Ich empfinde es jedoch als wesentlich weniger verdorben, als ich erwartete. Werde nur sehr selten von Damen mit eindeutigen Absichten oder von Zuhaeltern angesprochen und in den bisher besuchten Massagesalon wird wirklich wie versprochen Ancient Thai Massage angeboten.
Natuerlich habe ich auch wieder meine tadellosen Sprachkenntnisse und die unerbitterliche Geschauftstuechtigkeit unter Beweis gestellt. So konnte ich eine Stirnlampe mit 12 LED um stolze 25 % auf knapp 12 Franken hinunter handeln. Dumm ist nur, dass sich das eingepackte Teil zu hause als defektes Exemplar entpuppte. Also noch einmal fuer die einfachen Gemueter von meinem Typ: Nicht den genannten Preis akzeptieren (ist bei Falangs meistens deutlich ueberhoeht), Rueckgeld sofort kontrollieren und im Geschaeft ueberpruefen, ob die gekaufte Wahre auch wirklich die erwartete Qualität aufweist.