Dienstag, 5. Mai 2009

2.5.09 Echsenland

Aufgrund eines Tipps von Sara schwang ich mich recht frueh am Morgen mit voller Expeditionsmontur auf mein Stahlross und bezwang mit ihm die 120 km bis zum Thale Ban Nationalpark. Er liegt an der Malaisischen Grenze in der Naehe der Stadt Sadao, also mitten in dem Gebiet, vor dessen Besuch das Deutsche Auswaertige Amt abraet. weil muslimische Terroristen dort regelmaessig Bombenanschlaege gegen Regierungseinrichtungen verueben.
Tatsaechllich sah ich bei den Zufahrten zu Gebaeuden der Administration Barrikaden aus Sandsaecken und die haeufigkeit von Moscheen und mit Kopftuechern verhuellter Frauen nahm stark zu. Ich habe jedoch guten Grund zur Annahme, dass mich allfaellige Hitzkoepfe problemlos von einem Thailaendicschen Beamten unterscheiden koennen, weshalb ich mich nicht besonders unsicher fuehlte.

Beim Eingang des Nationalparks, wollten mir die gmuetlich im Kontrollhauschen sitzenden Beamten wieder 200 Baht abknoepfen. Mit einem flehenden blick und der offenbar verstaendlich formulierten Behauptung, ich sei ein armer Student, konnte ich 50% Ermaessigung erreichen.

Im Headquarter erkundigte ich mich, ob ich fuer eine Nacht eine der herumstehenden Huetten mieten koenne. Der verschlafen dreinblickende Junge konnte sich offenbar ueberhaupt nicht vorstellen, was ein Falang hier will und zeigte mir mehrmals hilflos den Weg Richtung Toiletten. Ich habe nach Hong waang gefragt, Toilette heisst Hong Nam!

Die herbeigerufene Dame hatte offenbar ein etwas groesseres Vorstelungsvermoegen. Allerdings bedauerte sie, dass alle guten Huetten bereits vermietete seien. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich auch mit einer Bruchbude zufrieden waere, worauf mir ein zwar etwas heruntergekommenes, aber huebsches Haeuschen direkt am See zugewiesen wurde.


Nach dem notwendigen papierkrieg und dem Bezahlen von 200 Baht – Quittung gabs auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht – begann ich mich in meiner Huette wohnlich einzurichten. Dabei entdeckte ich im Schlafzimmer halbes Dutzend Geckos – worauf ich mein Moskitonetz zusaetzlich mit Anti-Muecken-Spray impraegnierte. Vor der Huette tauchten in kurzer Abfolge eine groessere, zwei Flugechsen und ein rund ein Meter langer Waren auf (wer findet ihn auf dem uernaechsten Bild?) und im benachbarten Wald sang eine Gruppe Gibbons um die Wette.




Nach diesem fulminanten Start packte ich Feldstecher, Fernrohr und Bestimmungsbuch und ging Richtung Nature Trail auf Entdeckungstour. Schliesslich sollen in diesem Park 280 Vogelarten vorkommen und ich wollte mindestens 10 % davon sehen. Bald krachte es im Baum ueber mir und durch ein Loch im Blaetterdach schaute mich das niedliche Gesicht eines Weisshand-Gibbons an. Mein Versuch zur akkustischen Kontaktaufnahme wurde mit einem unwirschen gezeter beantwortet und schon war die Truppe weg. Ein paar Schritte spaeter posierte ein yellow breasted flowerpecker (Prionochilus maculatus), zwei giant squirrels (so etwas wie grosse Eichhoernchen) machten Jagd aufeinander und ein weiteres Reptil - eine Agame - geriet mir vor die Linse.


Damit war das Vergnuegen allerdings weitgehend vorbei: Der im Parkprospeckt vollmundig angepriesene Natur Trail ist zugewachsen und im Wald wimmelt es von blutruenstigen Egeln, von denen ich nach wenigen Minuten ueber zwei Dutzend an den Beinen hatte. Kaum war ich zurueck in meiner Huette begann das, was dem Regenwald seinen Namen gibt: Regen natuerlich. Mal sanft ropfend, mal Lustig prasslend und dazwischen wie aus Eimern geschuettet.


In einer Regenpause suchte ich das als Verpfelgungsposten markierte Gebaeude auf. Dort sass eine Familie traege am Boden und war offenbar gar nicht erfreut, als ich ein Nachtessen bestellte. Der gebratene Reis mit Ei und Huhn schmeckte dem enthusiasmus der koechin entsprechend. In Nacht unterhielt mich eine Horde Froesche, welche wegen ihren bellenden rufen als Wasserhunde bezeichnet werden. Ausserdem sorgten die benachbarten Thais noch lange durch lautes Geplauder und wiederholtes Starten von Motorraedern und Autos fuer eine vielfaeltige Geraeuschkulisse.

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